Ungebrochener Aufwärtstrend bei Umsatz, Beschäftigten und Auszubildenden: Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk ist allerorten gefordert

(Stuttgart/Göppingen) Das baden-württembergische Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk hat seinen Jahresumsatz 2022 gegenüber dem Vorjahr erneut steigern können. Gleichermaßen aufwärts zeigt der Trend bei den Beschäftigten- und Ausbildungszahlen, wie der digitale Jahresbericht 2022 belegt. Diesen hat der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima (SHK) Baden-Württemberg im Rahmen seines diesjährigen Verbandstages in Göppingen veröffentlicht. Trotzdem sieht man nicht nur zufriedene Gesichter bei dem Branchentreffen – die hohe Auftragsreichweite gepaart mit Materiallieferschwierigkeiten und der momentan verwirrenden Energie- und Klimaschutzpolitik bereiten den Handwerksunternehmern Sorgen.

10,8 Prozent Umsatzsteigerung in den vom Fachverband vertretenen Gewerken zeigt, wie groß der Bedarf an deren Leistungen ist. Um diesem nachzukommen, sind 50.484 Beschäftigte in den Betrieben tätig. Hinzu kommen mehr als 5.000 Auszubildende, was einem erneuten Plus von 1,1 Prozent entspricht.

„Seit Jahren verzeichnen wir einen größeren Zuspruch junger Menschen für unsere Ausbildungsberufe, besonders der Beruf des Anlagenmechanikers SHK ist hier herauszuheben“, erklärt Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker bei einem Pressegespräch im Vorfeld zu dem zweitägigen Branchentreffen in der Stauferstadt. „Dieser zukunftssichere Klimaschutzberuf hat in den letzten fünf Jahren allein in Baden-Württemberg über 800 Lehrlinge hinzugewinnen können.“

Bedingt durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und das Bestreben der Verbraucher, Energie zu sparen, stand 2022 vor allem das Modernisierungsgeschäft bei Heizungen im Mittelpunkt. 80 Prozent der Aufträge werden im Altbau-Bereich generiert, 20 Prozent entfallen auf den Neubau. Kunden müssen aber unter Umständen mit größeren Vorhaben fünf Monate auf den Heizungsinstallateur warten. „Das SHK-Handwerk ist Partner der Energiewende oder vielmehr deren Umsetzer. Aber die enorme Auslastung, Lieferengpässe beim Material und starke Preissteigerungen machen unseren Betrieben den Alltag schwer“, schildert Becker die aktuelle Situation.

Neben kurzfristigen unangekündigten Änderungen bei Förderbedingungen wie beispielsweise im Sommer 2022 sorge momentan die Diskussion um das Heizungsgesetz für Verwirrung und Unruhe bei den Betrieben wie auch deren Kunden, so die Verbandsspitze. Eine Ignoranz der Politik gegenüber Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben sei sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene zu beobachten. Nicht nur, dass Stellungnahmen in immer kürzeren Zeitspannen zu leisten sind, sondern vielmehr, dass die sachgerechten Hinweise auf Umsetzungsprobleme in der Praxis schlichtweg ignoriert werden, ärgert den Verband.

Als Beispiel führte Becker den Kompromiss zur Umsetzung der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes an. Positiv sei, dass diese inzwischen realitätsnäher und mit mehr Technologievielfalt ausgestaltet werden soll, wie es die von den Ampel-Fraktionen veröffentlichten „Leitplanken“ beschreiben. Doch insbesondere die baden-württembergischen Kommunen, die gemäß Klimaschutzgesetz der Landesregierung bis Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan erstellen, werden nicht von den verlängerten Fristen profitieren. Für die dortigen Hausbesitzer wird das GEG bereits zu Beginn des nächsten Jahres gelten. Auf den so entstehenden „Flickenteppich“ hat der Fachverband bereits Anfang der Woche hingewiesen und eine Verschiebung sowie mehr Transparenz gefordert. Auch beim Verbandstag wird es um das GEG gehen, ebenso wie um das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg und das Bauen allgemein. Zur Fachtagung wird die baden-württembergische Bauministerin Nicole Razavi erwartet, die zum Thema „Bauen und Wohnen im Zeichen der Zeitenwende: bezahlbar, innovativ, nachhaltig“ sprechen wird.

Dass es beim Austausch von Heizungen für die Bürgerinnen und Bürger günstiger werden wird, daran glaubt Becker indes nicht. „Es gibt derzeit immer noch extrem lange Lieferfristen und Materialengpässe bei Heizungen. Die Betriebe sind sehr gut ausgelastet und hatten zudem ordentliche Personalkostensteigerungen. Da ist es schon bemerkenswert, dass die Unternehmen bislang ihre eigenen Preise oft nur sehr bedacht angepasst haben“, so Becker. Auch die Verfügbarkeit von Handwerkern wird sich aus seiner Sicht im laufenden Jahr noch nicht ändern. „Erst wenn Materialengpässe und politische Unsicherheit behoben sind, wird sich im kommenden Jahr die Lage wieder beruhigen.“

Becker bittet bei den Verbrauchern um Verständnis, dass der Heizungsbauer vor Ort nicht immer Antworten parat hat. „Unsere Betriebe sollen zu Gesetzen beraten, von denen die Politik heute noch keine abschließende Vorlage erarbeitet hat. Wir sind diejenigen, die sich am meisten Klarheit wünschen, wie diese zukünftigen Regeln aussehen sollen.“

Dennoch blickt die Berufsorganisation optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr. „Im ersten Quartal sind die Umsätze bereits um rund 11 Prozent gestiegen. Die Nachfrage nach klimafreundlichen Heizungen wird weiter bestehen und das SHK-Handwerk stellt die qualifizierten Fachleute, um die Wärmepumpen, Pellet- oder Kaminöfen bei den Kunden einzubauen. Darum rechnen wir weiter mit vollen Auftragsbüchern“, so Becker abschließend.

Der Jahresbericht 2022 steht online unter jahresbericht.fvshkbw.de zur Verfügung.