Zwischen Anpassung und Widerspruch

Zum Jahresbeginn blickt Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker zurück auf 2023 und voraus, was 2024 im SHK-Handwerk wichtig wird.

Liebe Mitglieder,  

es ist vollbracht! Das Gebäudeenergiegesetz und das Wärmeplanungsgesetz sind zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten. Und auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude wurde kurz vor knapp am 29. Dezember 2023 im Bundesanzeiger veröffentlicht – pünktlich wie die Eisenbahn.  

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts stand die Förderung zwar nicht gänzlich auf der Kippe, ein wenig Federn lassen musste die BEG jedoch. Die eigentlich geplante Anhebung des Geschwindigkeitsbonus hätte den Attentismus der Kunden abmildern können. Doch solange endlich Klarheit herrscht und Vertrauen bei unseren Kunden zurückkehrt, ist dies verschmerzbar.  

Bei der Diskussion um die Heizungsförderung und die damit verbundene Zurückhaltung der Kunden muss man leider feststellen, dass die Heizungsbranche inzwischen wie ein Junkie an der Nadel der Förderpolitik hängt. Fällt dem Finanzminister auf, dass ihm wieder ein paar Milliarden Euro im Haushalt fehlen, besteht die große Gefahr, dass der Markt in kurzer Zeit zusammenbricht. Für jeden Betrieb muss es ein Ziel sein, sich so aufzustellen, dass er möglichst unabhängig von staatlichen Fördergeldern profitabel arbeitet. Betriebswirtschaftlich betrachtet sollte man beim Kalkulieren von Preisen das Risiko abdecken, dass Förderungen kurzfristig ausfallen. Die übers Wochenende eingestellte Förderung für Elektroautos und die zahlreichen Förderänderungen in unserer Branche sollten Warnung genug sein. Was heute noch „gute“ Förderungen sind, sind morgen schon „böse“ Subventionen.  

Grundsätzlich sind wir alle gut beraten, Signale sehr sensibel wahrzunehmen, um besser und früher als andere auf Veränderungen des Marktes oder der politischen Rahmenbedingungen zu reagieren. Survival of the fittest heißt, dass der überlebt, der sich am besten an die Lebensbedingungen anpassen kann. Wir als Fachverband werden Sie hierbei weiterhin unterstützen! Sei es durch Informationen über die Gesetzeslage, sei es durch Schulungen oder sei es auch durch unsere Einschätzungen zur Zukunft, auch wenn diese erst mal eine unangenehme Wahrheit darstellen. 

Dass die SHK-Betriebe die Zeichen der Zeit erkannt haben, zeigt sich daran, wie außergewöhnlich flexibel und schnell das SHK-Handwerk die Transformation auf dem Heizungsmarkt angenommen hat. 80 Prozent der Betriebe bauen inzwischen Wärmepumpen ein. Nur mit dieser Anpassungsleistung lässt sich auch die enorme Steigerung beim Einbau von Wärmepumpen erklären. Laut dem Bundesverband der Heizungsindustrie stieg der Absatz von Heizungs-Wärmepumpen im vergangenen Jahr um rund 75 Prozent auf 320.500. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren! Dass auch der Absatz von Gas- und Ölheizungen deutlich gestiegen ist, ist das unbeabsichtigte Ergebnis der Politik der Bundesregierung bei der Neufassung des GEG. Dies sollte für die Zukunft eine Warnung sein: Gut gemeint ist manchmal das genaue Gegenteil von gut. Keine Marketingkampagne hätte einen solchen Effekt erzielen können.  

Entsprechend gilt es jetzt, den Regierungen in Bund und Land klarzumachen, dass durch weitere Gesetze, Nachbesserungen oder landespolitische Verschärfungen kaum mehr Klimaschutz zu erreichen sein wird. Das Gegenteil wird der Fall sein. Es gilt, darauf zu vertrauen, dass die Entscheidungen des vergangenen Jahres wirken. Mit anderen Worten: Wer jetzt in der Politik meint, mit noch mehr neuen Regeln mehr zu erreichen, dem ist nicht zu helfen. Nur ein Beispiel von vielen, wie tief ein solcher Reflex in manchen Verantwortungsträgern verankert ist: Jüngst kam der absurde Vorschlag auf, Wärmepumpen nur nach einem (kommunalen) Genehmigungsverfahren mit Schallgutachten einbauen zu können. Würden solche Hirngespinste wahr, entstünden nur noch mehr Bürokratie und Verzögerung.  

Dass es anders geht, zeigt die von der Bundesregierung beschlossene Rückkehr zum CO2-Preispfad der Großen Koalition. Auch wenn es schmerzt, ist dies ein gutes Signal. Statt gute oder schlechte Heizsysteme zu definieren, geht es ja darum, CO2 zu vermeiden. Das Preissignal ist der beste Weg, für den sich der Fachverband bereits bei seiner Mitgliederversammlung 2019 ausgesprochen hat. Ein ähnliches Signal beim Strompreis würde den Wärmepumpen weiteren Schub geben.  

Das Jahr 2024 wird viele politische Ideen mit sich bringen, bei denen die gesamte Berufsorganisation gefordert ist, absurde Vorschläge konstruktiv zu verhindern und zukunftsweisenden zur Durchsetzung zu verhelfen.  

Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Jahr!  

Wolfgang Becker 

Hauptgeschäftsführer 
Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg