Schwarzer Peter - nicht mit dem Handwerk

Das SHK-Handwerk steht aktuell wie selten zuvor im Blickpunkt von Politik, Medien und Öffentlichkeit. Ein Standpunkt hierzu von Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker.

Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker wendet sich mit einem Appell an die Innungsfachbetriebe.

Ärger breitet sich aus im SHK-Handwerk. Die Betriebe (und mit ihnen die Verbände) fühlen sich als Spielball hektischer Entscheidungen der Politik, die auch nicht unterscheidet zwischen notwendigen schnellen Entscheidungen und langfristig notwendiger Veränderungen. Fehlender Respekt und der zumindest unbewusste Versuch verschiedener Gruppen, dem Handwerk den Schwarzen Peter zu zuschieben, für die zum Scheitern drohende Energiewende (Politik), für die nicht (ausreichend) eingebauten Produkte (Industrie) oder die vermeintlich zu langen Wartezeiten oder gar für die nicht mehr rechtzeitig beantragte Heizungsförderung (Kunden) ist an Dreistigkeit teilweise kaum zu überbieten. Entsprechende Berichte von Betrieben über lautstarke Beschimpfungen am Telefon lassen einen mit Kopfschütteln zurück. Da muss man erst mal Ruhe bewahren, zumal die kurzfristig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion umgesetzte Reform des BEG dem Handwerk selbst extrem aufgestoßen ist.


Dabei muss man dennoch trennen zwischen Inhalt und Form. Inhaltlich hatte sich eine Reform in den letzten Monaten angekündigt und der Fachverband hatte darauf auch in Rundschreiben und Vorträgen immer wieder hingewiesen. Es ist nicht unbedingt gut, wenn in einem Markt zu viele Subventionen die echte Nachfrage verzerren. Der Entzug tut weh, war aber absehbar.
Von der Systematik her nicht mehr in die Landschaft gepasst hat sicher die Förderung von Gasheizungen, gerade seit der absehbar befürchteten Gasknappheit. Einerseits Gas einzusparen, gleichzeitig aber Gasheizungen zu fördern – das konnte man niemandem vernünftig erklären.


Andere Kürzungen sind deutlich schwerer nachvollziehbar. Beispiel Biomasse: Auch wenn seit Jahren beispielsweise mit den Ableitbedingungen der Biomasse das Leben schwer gemacht wird, bleiben Holz- und Pelletöfen doch eine von wenigen Möglichkeiten, mit denen das 65-Prozent-Ziel Erneuerbarer Energie überhaupt erreicht werden kann. Beispiel Wärmepumpe: Beim neuen Heilsbringer unter den Wärmeerzeugern wird die Förderung ebenfalls ordentlich gekürzt. Das ist nur vor dem Hintergrund zu verstehen, dass dem Verbraucher nach der geplanten Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ohnehin keine andere Wahl mehr bleibt. Die Nachfrage ist dann gezwungenermaßen ohnehin groß. Wenn die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht wird, sprich dem Bürger.


Richtig geärgert haben das Handwerk jedoch – neben den substantiellen Kürzungen – die Art und Weise der Änderung. Zwei Wochen Übergangsfrist ohne Ankündigung mitten in den Sommerferien sollten Vorzieheffekte möglichst ausschließen. Wenn die Kunden wüssten, wie viele Handwerker kurzerhand ihren Urlaub gestrichen und Tag und Nacht Anträge für ihre Kunden vorbereitet haben, hätten sie sich mit Kritik den Unternehmern gegenüber wohl eher zurückgehalten. Begründet wird die „Geheimaktion“ mit den Erfahrungen Anfang des Jahres als die KfW-Fördermittel im Rahmen der BEG-Kreditvariante ausliefen. Der Preis ist jedoch verspieltes Vertrauen beim Handwerk. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann hat dies für die Berufsorganisation in seinem Statement deutlich gemacht. So verspielt man das Vertrauen derjenigen, die die Energiewende im Gebäude umsetzen sollen. Noch eine ähnliche Aktion, dann werden viele verärgerte Betriebe nicht mehr still zu halten sein.   


Umso mehr gilt es jetzt, kurzfristige und langfristige Ziele auseinanderzuhalten. Die Gasmangellage zu verhindern, ist in unser aller Interesse, deshalb gilt weiter die Bitte, die der Fachverband bereits mehrfach formuliert hatte: Bitte bieten Sie Wartungen an, führen Sie hydraulische Abgleiche durch und helfen Sie mit ihrem Knowhow, Gas einzusparen. Es ist dabei völlig legitim, die Dienstleistungen auch ordentlich bezahlen zu lassen. Und wenn kein Materialeinsatz besteht, dann unbedingt zum betrieblichen Vollkostensatz.


Preise sind auch das Stichwort im Hinblick auf die langfristigen Klimaschutzziele. Betriebe sollten keinesfalls auf die Idee kommen, die gekürzte Förderung durch günstigere Preise zu kompensieren. Laut der letzten Umfrage des Fachverbandes gelang es in den letzten beiden Jahren vielen Betrieben ohnehin nicht, die hohen Preissteigerungen weiterzugeben. Denken Sie in Ihrer Preiskalkulation zudem auch an die durch Materialengpässe sehr langen Zeiten bis zum Einbau der Ware. Schon heute sollten sie in die Angebote, die angesichts der hohen Inflation zu erwartenden, hohen Personalkostensteigerungen einkalkulieren. Hohe Nachfrage, steigende Preise – das ist so in einer Marktwirtschaft. Je mehr alle auf dem Handwerk herumhacken und ihm den Schwarzen Peter zuschieben wollen, desto mehr Selbstbewusstsein können wir daraus ziehen. Handwerksleistung hat seinen Preis und sie ist keinen Cent weniger wert als jede andere nachgefragte Leistung. Bei allem Ärger: Die Aussichten für das SHK-Handwerk sind gut.