Verbandstag: Mitglieder gehen Herausforderungen energisch an

Vorsitzender Butz konnte sehr viele Teilnehmer bei diesem außergewöhnlichen Verbandstag begrüßen.

Wolfgang Becker beim Bericht der Geschäftsführung

Goldene Ehrennadeln erhielten (v. li.): Bernd Simon (Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Tuttlingen-Rottweil), Hans-Georg Ehekircher (Innung Sanitär-Heizung-Klempnerei Göppingen), Harry Leinweber (Kachelofen- und Luftheizungsbauer-Innung Region Mittlerer Neckar), Peter Krämer (Innung Sanitär- und Heizungstechnik Achern/Offenburg/Wolfach), Otto Ruppert (Innung für Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Rastatt-Baden-Baden-Bühl), Ralph Späth (SHK Ulm/Alb-Donau)

Silberne Ehrennadeln gingen an: Jürgen Löffler (SHK-Innung Schwäbisch Hall), Karlheinz Rex (Innung für Sanitär und Heizung Freudenstadt), Michael Scholz (Innung für Sanitär und Heizung Ludwigsburg), Christian Randoll (Innung für Sanitär und Heizung Weinheim), Alfred Keller und Thomas Herb (beide SHK-Innung Bodenseekreis)

Die verabschiedeten Ehrenamtsträger: Thomas Cybulla, Hans-Georg Ehekircher, Ralph Späth, Silvia Altenbach-Bülles, Matthias Daul und Alfred Schulz.

Als Anerkennung und Würdigung seiner besonderen Leistungen und Verdienste erhielt Günter Hanninger die Goldene Ehrennadel zur Verabschiedung in den Ruhestand.

Nach dem Oberbürgermeister-Empfang des Fachverband-Vorstands und dem Pressegespräch am Vortag, war die Mitgliederversammlung am Freitag, 15. Juli, nicht nur eigentlicher Auftakt, sondern auch verbandspolitisch der wichtigste Teil des Verbandstages in Pforzheim. Die Delegierten diskutierten hierbei die aktuelle Branchensituation und die damit verbundenen Widrigkeiten. Auch wenn es hier und da sorgenvolles Kopfschütteln gab, insgesamt zeigten sich die Innungsvertreter sehr zielstrebig und nahezu kämpferisch, die aufgezeigten Herausforderungen anzupacken.

Das ein Jahr zuvor bei der Mitgliederversammlung verabschiedete „Strategiepapier Klimaschutz 2021“ war nicht nur dem baden-württembergischen SHK-Handwerk in diesen letzten Monaten bereits eine wichtige Leitplanke, darauf verwies der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz bei seinen Ausführungen zu Beginn der Sitzung. Stolz berichtete er, dass das Papier auch Vorbildfunktion hatte für viele andere Verbände und wertvolles Instrument bei der Interessenvertretung gegenüber der Politik war.

Klimafreundliche und krisensichere Energieversorgung

Nicht nur die Frage der zukünftigen Gebäudebeheizung treibe die Branche um, sondern aufgrund des russischen Angriffskrieges auch die Aspekte der Energiesicherheit und -versorgung. Das SHK-Handwerk könne dazu beitragen, proaktiv einer möglichen Gasmangellage entgegenzuwirken, so Butz, auch wenn dies bei der aktuellen Auslastung nicht einfach sei: „Verehrte Berufskollegen, lassen Sie uns den Sommer und Herbst dazu nutzen, so viele Heizungsanlagen wie möglich richtig einzustellen, zu optimieren, hydraulische Abgleiche zu machen. Es ist doch unsere staatspolitische Pflicht, an dieser Stelle unser Knowhow in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen“, appellierte der Vorsitzende.

Sei es die Wärmepumpe oder seien es Wärmenetze, als SHK-Betrieb gelte es, sich schnell an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Sprich, sich und die eigenen Mitarbeiter durch Fort- und Weiterbildung entsprechend fit zu machen. Aber gleichzeitig auch strategisch die Weichen zu stellen: wo machen Kooperationen mit dem Elektrogewerk Sinn, oder Neueinstellungen, wo lassen sich Anknüpfungspunkte zum regionalen Energieversorger und zu den Stadtwerken finden? Leistet man die Planungsarbeit bei komplexeren Systemen weiter selbst oder arbeitet man besser mit einem Planungs- und Ingenieurbüro zusammen?

Klimaschutz, Energieeffizienz, Wärmewende mit energetischen Sanierungen, Lüftung, Nachhaltigkeit, Smart Home – all dies seien Themen und Marktfelder, die das SHK-Handwerk schnellstmöglich besetzen müsse, auch um zu verhindern, sich von Dritten in eine Problem-Ecke, Stichwort „Flaschenhals“, drängen zu lassen.

„Wir werden Angriffe auf bestehende Handwerksstrukturen und das bewährte duale Ausbildungssystem mit aller Vehemenz bekämpfen!“, betonte Butz mit Blick auf das sogenannte „Fachkräftebooster“-Konzept, das ein zehnmonatiges Bootcamp vorschlägt, um „Wärmepumpenhelfer“ und „Solateure“ im Schnelldurchlauf auszubilden. „Die entsprechenden Akteure sollten sich lieber darauf konzentrieren, das notwendige Material herbeizuschaffen – damit wäre uns allen geholfen!“, bezog sich der Vorsitzende auf die aktuellen Lieferschwierigkeiten.

Wirtschaftsdaten – Tarif – Haushalt: Es ging um’s Geld

Die aktuellen Umfrageergebnisse des Fachverbandes sowie die des Zentralverbandes SHK bestätigen die ungebrochene Boom-Stimmung im SHK-Handwerk. War das Jahr 2020 eines der besten Jahre überhaupt, so zeichnete sich 2021 nochmals durch ein leichtes Umsatz-Plus auf dem hohen Niveau des Vorjahres aus. Aktuell stehen Auftragsreichweiten von bis zu über 17 Wochen, ein Zuwachs an Beschäftigten von 1,3 Prozent sowie ein Plus bei den Ausbildungsverhältnissen von 6,5 Prozent zu Buche, wie Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker darlegte. „Auch wenn es gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten wie die steigende Inflationsrate, Zinserhöhungen und einen Rückgang im Neubausektor gibt, so können wir doch weiter optimistisch in die Zukunft blicken“, so Becker.

Zahlreiche Bilder von Veranstaltungen und Gesprächen belegten die intensiven Lobbyaktivitäten des Fachverbandes in den vergangenen Monaten. Becker berichtete auch von einer nie dagewesenen Flut an Medienanfragen, die gleichermaßen genutzt wurden, die Positionen des SHK-Handwerks zu verdeutlichen und entsprechende Botschaften zu platzieren.

Gasmangel, Materialengpässe und Auftragsflut

Langweilig wird es den SHK-Betrieben auch in Zukunft nicht und einfacher wird es auch nicht unbedingt. Das verdeutlichten die darauffolgenden Tagesordnungspunkte.

Jörg Knapp, Referatsleiter Technik im Fachverband, analysierte für die Delegierten das Klimaschutz-Sofortprogramm für den Gebäudesektor und machte deutlich, worauf sich die Betriebe einstellen müssten. Nicht allein, dass die Wärmepumpe wichtigster Wärmeerzeuger werde, sondern dahingehend kämen auch Themen wie die Kältemittelproblematik auf das Handwerk zu. Der Beratungs- und Planungsaufwand der Betriebe werde steigen und da die Energieeffizienz ebenfalls an Bedeutung gewinnen werde „wird es zukünftig ohne Optimierungsmaßnahmen und hydraulischen Abgleich nicht gehen“, so der Experte.
Bezüglich der drohenden Gas-Engpässe wies Knapp darauf hin, dass das Prozedere für die Außer- und Wiederinbetriebnahme geregelt werden muss. Zwar seien die Versorger verantwortlich, aber in der Umsetzung das Handwerk nicht minder betroffen. „Innungen sollten jetzt bereits auf die Gasversorger in ihrem Gebiet zugehen und Maßnahmenpakete absprechen“, so der dringende Rat.

Anhand der Ergebnisse der vierteljährlichen Fachverband-Umfrage zur wirtschaftlichen Situation der Betriebe (WiSit), zeigte Albrecht Oesterle, Referatsleiter Betriebswirtschaft, die Situation hinsichtlich Materialpreisen und -verfügbarkeit auf. „Betriebe haben zunehmend Probleme, die Preissteigerungen der Vorlieferanten eins zu eins an die Kunden weiterzugeben“, so Oesterle. In dem Zusammenhang verwies er auf die Wichtigkeit von Preisgleitklauseln und Vollkostensätzen sowie von Angeboten mit kurzen Bindungsfristen. Auch Maßnahmen zur Steuerung der Auftrags- und Angebotsflut schlug der Experte vor.

Die Zukunft im Blick

Als eine Konsequenz aus den neuen Zielen der Klimaschutzpolitik und die Unsicherheiten bei der Energieversorgung wird von außen immer wieder die inhaltliche als auch die zahlenmäßige Fähigkeit des (SHK-)Handwerks hinterfragt, die anstehenden Aufgaben umzusetzen. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker machte deutlich, dass der Fachverband aktiv sei, einerseits in der politischen Situation für Aufklärung zu sorgen, andererseits durch Nachwuchswerbung und andere Angebote, die Betriebe rund um die Suche und Qualifizierung von Nachwuchs und Fachkräften zu unterstützen. Sowohl Becker, als auch die Referentinnen Nina Oral und Kerstin Doleski zeigten verschiedene Initiativen des Fachverbandes auf, wie durch Engagement auf BWHT-Ebene, durch die Nachwuchskampagne „Zeit zu starten“ oder das neue Azubi-Tool und Eignungstests alle Hebel getätigt würden, um mehr für qualifizierten Berufsnachwuchs zu tun.
Wolfgang Becker betonte, wie wichtig es sei, in der Kommunikation bewusst von einem Fachkräftebedarf anstelle von einem Mangel zu sprechen. „Ein Mangel fokussiert die Probleme anstatt auf die Chancen und zunehmend technischen Ansprüche des Berufsbilds hinzuweisen. So verpasst man es, die Attraktivität des Berufszweigs zu steigern.“
Dass das Thema Berufsnachwuchs den Unternehmern auf den Nägeln brennt, wurde in der folgenden Diskussion mehr als deutlich. Die reichte von Aspekten des Berufsbildes und der Thematik „Teilqualifikation“ bis hin zu Vergütung, Ausbildungszeiten und Ausbildungsqualität. Der Fachverband hat sich dieses Thema somit auf die Agenda für die anstehende Klausurtagung im Herbst geschrieben.

Ehrungen und Verabschiedungen – ein Verband im Fluss

Dass nicht nur das Handwerk selbst, sondern auch der Fachverband und die Ehrenamtsträger in einem lebendigen Prozess sind, zeigten die feierlichen Momente. So konnten neue Obermeister in der Versammlung begrüßt, aber auch verdiente Ehrenamtsträger verabschiedet werden. Die Verbandsspitze durfte aber auch einigen Ehrenamtlichen „an den Kragen“, nämlich, um silberne und goldene Ehrennadeln an das Revers zu stecken.

Stehenden Applaus gab es schließlich für Günter Hanninger. Der Leiter des Referates Recht und Bildung geht nach 36 Jahren beim Fachverband in den wohlverdienten Ruhestand. Als Anerkennung und Würdigung seiner besonderen Leistungen und Verdienste erhielt er aus den Händen des Vorsitzenden Joachim Butz die Goldene Ehrennadel.