Ausbildungszahlen steigen - Trend zum Anlagenmechaniker SHK ungebrochen

Immer mehr Jugendliche in Baden-Württemberg wollen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) werden. Das berichtet der Fachverband SHK Baden-Württemberg aufgrund der aktuellen Ausbildungszahlen. Trotz Coronakrise ist der Trend bei den Installateuren ungebrochen.

Während in den vergangenen zwei Jahren in vielen anderen Ausbildungsberufen eine negative Entwicklung zu verzeichnen war, erfreut sich der Beruf des Anlagenmechanikers SHK weiterhin großer Beliebtheit. Die Zahl der Neuverträge ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent gestiegen, erneut nach bereits 7,9 Prozent in 2020. Seit 2012 ist die Zahl der Neuverträge in Baden-Württemberg sogar um 44 Prozent gestiegen. Die Gesamtzahl aller Auszubildenden in allen 3,5 Lehrjahren steigt damit um 6,8 Prozent auf 4.660 in diesem Beruf.

Die positive Entwicklung schlägt sich auch auf die Zahl der Beschäftigten im baden-württembergischen SHK-Handwerk nieder. Diese ist im Jahr 2021 um 1,3 Prozent gestiegen, wie Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen. Den Angaben des Fachverbandes zufolge, sind die Branchenbeschäftigten seit dem Jahr 2012 um durchschnittlich 1,25 Prozent auf nun knapp über 50.000 gestiegen.

„Die Entwicklung zeigt, dass der Beruf seit Jahren sehr attraktiv ist und von den Jugendlichen angenommen wird. Um die Klimakrise zu bewältigen, brauchen wir aber noch mehr junge Menschen, die sich für den Beruf entscheiden“, bewertet Wolfgang Becker, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK, die Situation. „Durch die klimapolitischen Herausforderungen erhält der Beruf einen zusätzlichen Schub. Der Anlagenmechaniker SHK ist der Klimaberuf schlechthin, wenn es darum geht, die Energiewende im Gebäude umzusetzen.“

Die SHK-Branche steht in den nächsten Jahrzehnten vor der Aufgabe, Millionen von veralteten Heizungsanlagen mit fossiler Technik umzustellen auf Wärmepumpen, Solartechnik oder Hybridanlagen. Daher sieht man beim Verband die Zukunftsaussichten der jungen Leute sehr optimistisch. „Wer heute eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK macht, hat in den nächsten zwei Jahrzehnten einen sicheren Job“, erwartet Becker. Er sieht dabei auch einen großen Wandel im Berufsbild. „Die Aufgaben werden immer komplexer. Gebäudeautomation, Wärmepumpen, aber auch hybride Heizungsanlagen sowie Klima- und Lüftungstechnik sind Bereiche, in denen neben Engagement auch anspruchsvolles Wissen gefragt ist.“

Deshalb sieht man beim Fachverband als Zielgruppe nicht nur die Jugendlichen an den Realschulen, sondern auch zunehmend die an Gymnasien. „Ölkessel in den Heizungskeller zu schleppen wird nicht mehr das Bild der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prägen, die heute den Beruf erlernen. Die Heizung wird nicht nur klimafreundlich, sondern auch digital und vernetzt. Das Badezimmer wird zur Wohlfühloase mit modernem Design und die Klima- und Lüftungstechnik hat durch Corona einen ganz neuen Schub bekommen.“

Für einen Zugang zu den Gymnasien wünscht man sich beim Verband mehr Unterstützung. „Das Handwerk braucht die Möglichkeit, seine zukunftsgerichteten Berufe auch den Schülerinnen und Schülern in den Gymnasien vorzustellen“, ergänzt der Vorsitzende des Verbandes Joachim Butz. Häufig wüssten Lehrer, Eltern und Schüler überhaupt nicht, welche Chancen Hightech-Handwerksberufe – wie der Anlagenmechaniker SHK oder der Elektroniker – bieten. „Wir müssen weg von der gedanklichen Trennung eines akademischen Berufsweges und eines Weges in der dualen Ausbildung. Nach der Ausbildung bietet sich jungen Leuten mit der Weiterentwicklung zum Meister, Techniker oder einem Ingenieurstudium eine breite Palette an Möglichkeiten.“

Das Handwerk ist aus Sicht des Verbandes bei der Klimawende ein wichtiger Teil der Lösung. Deshalb wünscht man sich trotz der guten Entwicklung von der Politik ein deutliches Signal. „Die Politik beklagt die aktuellen Engpässe bei der Umsetzung der Energiewende, dabei könnte sie der Entwicklung mit einer Kampagne für Klimaberufe, wie dem im SHK-Handwerk, viel mehr Schubkraft geben“, so Becker. Auch könnte die Politik den jungen Menschen vermitteln, dass sie mit der richtigen Berufswahl aktiv etwas tun können, um die CO2-Emissionen zu senken. „Wer sich heute für den Beruf des Anlagenmechanikers SHK entscheidet, kann in dreieinhalb Jahren Klimaschützer von Beruf werden.“

Entsprechend richtet die SHK-Berufsorganisation ihre Nachwuchsinitiative „Zeit zu starten“ (www.zeitzustarten.de) zukünftig mehr in Richtung Klimaschutz aus. Unter dem Hashtag #Klimaschützer:in wirbt eine junge Auszubildende für eine Ausbildung im SHK-Handwerk. Das Motiv ist dabei bewusst gewählt, sieht man beim Verband junge Mädchen zunehmend als wichtige Zielgruppe. „Mit fortschreitender Digitalisierung und der größeren Bandbreite an Themen auch im Sanitär- und Lüftungsbereich, wird der Beruf für Mädchen attraktiver.“

Dass sich das auch finanziell lohnt, dafür haben der Fachverband und dessen Tarifpartner CGM mit dem letzten Tarifabschluss gesorgt. Um durchschnittlich 5,9 Prozent wurden die Ausbildungsvergütungen zum kommenden Ausbildungsjahr erhöht. Im ersten Jahr erhalten Azubis zukünftig 800 Euro, im zweiten 850 Euro, im dritten 1000 Euro und im vierten Ausbildungsjahr 1.100 Euro. Darüber hinaus wurde zusätzlich eine Leistungsprämie für gute Noten vereinbart, bei der die guten Auszubildenden weitere 100 Euro erhalten können.

Hintergrundinformationen
Im Fachverband Sanitär-Heizung-Klima (SHK) Baden-Württemberg sind 46 Innungen mit rund 3.200 organisierten Handwerksbetrieben des Installations- und Heizungsbaus, der Klempnerei, des Ofen- und Luftheizungsbaus sowie des Behälter- und Apparatebaus zusammengeschlossen. Als Berufsorganisation vertritt der Fachverband die fachlichen und wirtschaftlichen Interessen der Mitgliedsbetriebe gegenüber Staat, Herstellern, Großhandel und Versorgungsunternehmen. Mehr als 5.000 Lehrlinge werden Baden-Württemberg weit in den vier Berufen derzeit ausgebildet.