Fachverband SHK mit dabei beim „Handwerker Gipfel" des BWHT mit der SPD-Fraktion

Bürokratieabbau, Fachkräftenachwuchsgewinnung und berufliche Orientierung an Gymnasien - beim Austausch zwischen dem Beirat des Handwerkstags und der SPD-Landtagsfraktion kamen jede Menge Themen auf den Tisch, die das Handwerk in Baden-Württemberg bewegen. Der BWHT berichtet von dem Gespräch auf seiner Webseite. Fachverband-Vorsitzender Joachim Butz und Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker brachten die Anliegen des SHK-Handwerks insbesondere bei den Themenschwerpunkt Energiewende und Fachkräftesituation ein.

Besonderes Augenmerk lag auf der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold betonte: „Es ist richtig und wichtig, dass die Diskussion um die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen hat. Erst wenn die Gleichbehandlung der beiden Bildungssäulen realisiert ist, wird die berufliche Ausbildung auch im gesellschaftlichen Bewusstsein die ihr zustehende Anerkennung erfahren und als gleichwertiger Bildungsweg angesehen werden.“

Eine wesentliche Voraussetzung für die Attraktivität beruflicher Bildung gegenüber akademischen Bildungsmöglichkeiten sei die angemessene Ausstattung und Finanzierung von Bildungseinrichtungen, so Reichhold weiter. „Im Handwerk kommt den Bildungsstätten eine entscheidende Rolle zu, unter anderem bei der Ausbildung der Fachkräfte für Klimawende, automobile Transformation und nachhaltigen Konsum. Die Finanzierung der Bildungszentren muss sichergestellt werden. Es ist uns ein Anliegen, auch bei der größten Oppositionsfraktion des Landtags darauf aufmerksam zu machen, dass die berufliche Ausbildung eine vergleichbare Förderung erhalten muss wie die akademische Bildung.“ Allein die Bildungsstätten der Handwerkskammern in Baden-Württemberg prognostizieren von 2022 bis 2026 einen Investitions- und Sanierungsbedarf von rund 200 Millionen Euro. Neben der Finanzierung ist ein entscheidender Schritt in Richtung der Gleichwertigkeit auch die Stärkung der beruflichen Orientierung, gerade an Gymnasien. „Junge Menschen sollen individuell entscheiden dürfen, welchen Bildungsweg sie wählen. Dazu müssen sie ergebnisoffen über akademische und berufliche Bildungswege informiert werden“, so Reichhold.

Beruflichen Aufstieg neu denken

„Die SPD hat die Chance und Verantwortung, hier eine besondere Rolle zu spielen“, analysierte Wolfgang Becker, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK.  „Sie haben sich immer für die Erfolgsgeschichte der letzten 50 Jahre eingesetzt, für den Weg des Arbeiterkindes mit Hauptschulabschluss hin zum Abitur und weiter bis zum akademischen Abschluss. Diese Definition des Aufstiegs muss man heute vielleicht neu denken. Die politische Erzählung der SPD könnte nun sein, dass der gesellschaftliche Aufstieg durch eine qualifizierte handwerkliche Ausbildung inklusive Meister, Techniker oder daran anschließendem Ingenieurstudium mindestens genauso gut zu schaffen ist“, so Becker.

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, griff dies zustimmend auf und beschrieb sich selbst als ein solches Beispiel. „Meinen Kindern soll es mal besser gehen“, sei der tragende  Wunsch der Eltern damals und heute. Dabei seien heute die Wege vielfältiger. „Das Handwerk hat goldenen Boden, auch perspektivisch. Dieses Bewusstsein muss nicht nur bei den Eltern ankommen, sondern auch an den Schulen. Hier sind insbesondere die Gymnasien gefordert, Informationen über die Chancen des dualen Ausbildungssystems – nicht zuletzt im Handwerk – zu geben. Daher muss die Landesregierung die Berufsorientierung an den Schulen stärken“, fügte er hinzu.

Das sah auch Joachim Butz, Vorsitzender des Fachverbandes, so und forderte einmal mehr, die Lehrerweiterbildung zur Pflicht zu machen. „Nur mit Lehrern, die auch in der technischen Entwicklung auf dem neusten Stand sind, können wir die Herausforderungen der Energiewende schaffen.“

Energiewende ohne falschen Aktionismus

Beim Thema Energiewende selbst hob Stoch die Bedeutung des Handwerks hervor und beschrieb die Sorge der Politik, diese komme immer noch nicht recht in die Gänge.

Becker warnte in diesem Zusammenhang vor falschem Aktionismus. „Das Handwerk braucht für die Energiewende Verlässlichkeit und Vertrauen. Wir stellen fest, dass alle politischen Ebenen in immer kürzerer Zeit neue Gesetze und strengere Regeln erlassen will, die nicht aufeinander abgestimmt und aufgrund der Entscheidungsgeschwindigkeit handwerklich fehleranfällig sind. In der Wirkung ist das kontraproduktiv, denn das Handwerk will nicht einen Großteil seiner Zeit mit der Lektüre und dem Verstehen neuer Regeln verbringen, sondern will klimafreundliche Heizungen einbauen“, so der Hauptgeschäftsführer. „Bitte machen Sie langfristige und nachvollziehbare Pläne, wie die Gesetze, Verordnungen und Förderungen für die Energiewende angegangen werden. Ständige Änderungen, wie beispielsweise beim kurzfristigen Förderstopp Mitte Januar, sind für die Energiewende kontraproduktiv. Weniger ist mehr.“