"Verbandstag": Maskierte Delegierte und jede Menge grüne Karten

Der Vorsitzende Joachim Butz appellierte an die Mitglieder, angesichts der Corona-Krise nicht nur die kurzfristigen Herausforderungen "abzuarbeiten", sondern nach vorne zu blicken. Es gelte, sich perspektivisch auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten.

Gemeinsame Arbeit für die Berufsorganisation - aber auf Abstand.

Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker (li.) und der Vorsitzende Joachim Butz (re.) würdigten die langjährigen Verdienste des Geschäftsführers Dietmar Zahn mit der Goldenen Ehrennadel.

Einigkeit bei den Abstimmungen: die Grünen Karten mussten die Delegierten ein ums andere Mal heben.

Unter strengen Hygienevorschriften haben sich die Delegierten der baden-württembergischen SHK-Innungen am 4. Juli zur Mitgliederversammlung in Stuttgart versammelt. So konnten, trotz des Corona-bedingt abgesagten Verbandstages in Göppingen, notwendige Entscheidungen zur Haushaltsplanung und auch Wahlen zu Ausschüssen abgestimmt werden.
 
Auch das Thema Ausbildung und Nachwuchskräftesicherung stand auf der Tagesordnung – fürchtet die Berufsorganisation doch, dass aufgrund der Corona-Krise in den Betrieben weniger ausgebildet werden wird. Anlass zu dieser Sorge bietet die ZDH-Umfrage zu den Corona-Auswirkungen, deren Daten der Fachverband für das baden-württembergische SHK-Handwerk spezifizieren konnte. Demnach will rund ein Viertel der Unternehmen sein Ausbildungsengagement reduzieren. Aus diesem Grund appellierte der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz an die Obermeister und Vertreter der Innungen: „Halten Sie Ihre Ausbildungsleistung aufrecht. Nehmen Sie das Motiv der Handwerkkampagne auf und sagen Sie sich: ‚Jetzt erst recht: Wir bilden weiter aus!‘“
 
Auch andere Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das SHK-Handwerk haben die Delegierten diskutiert. Dabei wurde offensichtlich, dass vor allem die Mehrwertsteuersenkung den Unternehmen enormen Aufwand bereitet, von möglichen Auseinandersetzungen mit den Kunden einmal abgesehen.

Doch Corona allein, sollte die Veranstaltung nicht bestimmen. Im Fokus stand gleichermaßen die Gesetzgebung rund um die Energiewende: die konkrete Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 mit der Bepreisung für CO2, das jüngst verabschiedete Gebäudeenergiegesetz und das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg.

Besonders Letzteres lässt die SHK-Berufsorganisation aufhorchen, enthält es doch als zentralen Bestandteil die Verpflichtung für Stadtkreise und große Kreisstädte, eine kommunale Wärmeplanung einzuführen. In der Konsequenz ist davon auszugehen, dass bei der Realisierung dieser etwa 103 kommunalen Wärmepläne örtliche Wärmenetze forciert werden. Per se nichts Schlechtes, doch die anvisierte Verdoppelung der Wärmeversorgung über Wärmenetze bis zum Jahr 2030 kann mit Anschluss- und Benutzungszwängen und Verbrennungsverboten einhergehen, die das SHK-Handwerk kritisch sieht. Der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz kündigte an, dass sich die Berufsorganisation über alle Ebenen hinweg gegen Angriffe in den Wärmemarkt wehren und „für individuelle Heizlösungen bei der Versorgung von Gebäuden mit Wärme und Warmwasser“ einsetzen werde.

Emotional wurde es am Schluss der Delegiertenversammlung als der langjährige Geschäftsführer des Fachverbandes, Dietmar Zahn, nach seiner rund vierzigjährigen Tätigkeit für den Fachverband in den Ruhestand verabschiedet wurde. In seiner Laudatio lobte Butz das "ausgeprägte Branchenwissen" Zahns und sein "verhandlungspolitisches Gespür". Ihm sei es hervorragend gelungen, den Spagat zwischen Grundsatzarbeit und den Bedürfnissen der Betriebe zu meistern. Eine hohe Wertschätzung brachten ihm auch zahlreiche Vertreter aus der Berufsorganisation, von Ministerien und Organisationen in Videobotschaften entgegen. Als Anerkennung seines Engagements erhielt Dietmar Zahn die Goldene Ehrennadel verliehen.

Die ausführliche Berichterstattung zur Delegiertenversammlung lesen Mitglieder demnächst in den Rundschreiben, die Ende Juli herausgebracht werden.