Fachverband SHK Baden-Württemberg begrüßt Ausbildungsprämie: Fünf Prozent mehr Auszubildende - Klimaschutz gibt dem SHK-Handwerk Rückenwind

Stolz blickt der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima (SHK) Baden-Württemberg auf die Ausbildungszahlen 2019: mit einem Plus von 4,8 Prozent über alle vier Gewerke hinweg haben die Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg ein enormes Ausbildungsengagement bewiesen. Besonders der Beruf des Anlagemechanikers SHK profitierte dabei mit 5 Prozent Zuwachs von der Klimaschutzdiskussion. Das soll nach dem Willen von Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker trotz der coronabedingt schwierigen Situation im kommenden Ausbildungsjahr so bleiben. Bei der Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen in Stuttgart wurde daher über Strategien der Nachwuchsgewinnung diskutiert.

Grafik: Auszubildende in Beruf des Anlagenmechnikers SHK (2010-2019)

Tabelle: Entwicklung der Ausbildungszahlen in den vom Fachverband SHK BW vertretenen Gewerken im Jahr 2019

Ausbildungsberuf Lehrlinge Prozentuale Veränderung zum Vorjahr Absolute Veränderung zum Vorjahr
Anlagenmechaniker für SHK 4.203 + 5,0 % + 202 4.203 + 5,0 % + 202
Klempner 242 + 2,5 % + 6
Behälter- und Apparatebauer 71 + 2,9 % + 2
Ofen- und Luftheizungsbau 42 + 0,0 % + 0
Gesamt 4.558 + 4,8 % + 210
       

Der Anlagenmechaniker SHK gehörte 2019 zu den Gewinnern.

Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker

Fachverband-Vorsitzender Joachim Butz

„Seit 2014 konnten wir Jahr für Jahr die Lehrlingszahlen deutlich steigern, was zeigt, dass unsere Betriebe attraktive Berufsfelder bieten“, so Becker. „Insbesondere bei den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) haben wir in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs verzeichnen können. Mehr als 4.200 junge Menschen lernen in Baden-Württemberg dieses Handwerk. Im Hinblick auf die aktuelle Klimapolitik und die Anstrengungen in Sachen Energiewende ist das ein absoluter Zukunftsberuf.“

Aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre und der weiterhin guten Zukunftsaussichten der Branche als praktischer Umsetzer der Energiewende im Gebäude hätte das Handwerk in den vergangenen Jahren gerne noch mehr Lehrlinge ausgebildet.
Daher rief der Verbandsgeschäftsführer die Mitglieder dazu auf, gerade jetzt nicht mit der Ausbildung nachzulassen. „Wir haben derzeit die Chance, Jugendliche für unsere Berufe zu begeistern, die bisher in der Industrie untergekommen sind“, so Becker. Das gelte besonders für das Ausbildungsjahr 2021.

Doch auch im kommenden Ausbildungsjahr, welches am 1. September 2020 beginnt, sind die Aussichten, noch Auszubildende zu finden, nicht schlecht. Deutlich mehr Jugendliche als sonst sind derzeit noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, weil in der Coronazeit Berufsorientierung, Ausbildungsmessen, Praktika und Vorstellungsgespräche nicht oder nur eingeschränkt stattgefunden haben. Gleichzeitig gab es in vielen Branchen bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen zuletzt eine deutliche Zurückhaltung. In der Folge ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Gesamthandwerk derzeit noch deutlich geringer als zum gleichen Zeitpunkt in früheren Jahren.

Die Vertreter der baden-württembergischen SHK-Innungen zeigten sich hingegen bei der Mitgliederversammlung in Stuttgart recht zufrieden mit ihrer Situation im aktuellen Ausbildungsjahr. Dies bestätigt auch eine aktuelle Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), wonach die SHK-Unternehmen in Baden-Württemberg mit die geringsten Rekrutierungsprobleme hatten verglichen mit dem Gesamthandwerk und auch mit dem SHK-Handwerk in anderen Bundesländern.

Viele SHK-Betriebe haben ihre Lehrstellen bereits besetzt, dennoch bietet das SHK-Handwerk auch noch kurzfristig für gute Schulabgänger der Realschulen ebenso wie von Gymnasien Chancen, in den hochkomplexen Handwerksberufen durchzustarten. „Für motivierte und engagierte Jugendliche, die ihren Abschluss in der Tasche haben, sind noch Lehrstellen frei."

Praktikum wird zum Auftakt empfohlen

Bedingt durch die Corona-Krise gab es Einschränkungen in der Berufsorientierungs- und Vermittlungsphase, daher sollten Jugendliche aktuell sämtliche Angebote zur Information nutzen und aufgreifen – und sei es digital. Becker wies auf die Aktionen der Handwerkskammern hin, die derzeit viele neue Formate anbieten, beispielsweise digitales Speed-Dating und Whatsapp-Sprechstunden.

Generell sprachen sich die Obermeister bei der Mitgliederversammlung dafür aus, dass die Jugendlichen vor einem Ausbildungsbeginn durch Praktika SHK-Luft schnuppern sollten. Die Betriebe hätten sich zwischenzeitlich in Sachen Hygienemaßnahmen eingerichtet – seitens der Berufsorganisation gibt es überdies einen Hygienekodex – und könnten zum Großteil auch kurzfristig Praktikumsplätze in den Ferien anbieten.

Fachverband begrüßt Ausbildungsprämie

Die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen zur Förderung der betrieblichen Ausbildung begrüßt die SHK-Berufsorganisation. „Die Ausbildungs- und Übernahmeprämien sind ein Signal, dass die Politik die duale Ausbildung wertschätzt. Auf der einen Seite ist es bedauerlich, auf der anderen erfreulich, dass voraussichtlich nur wenige unserer Betriebe sie in Anspruch nehmen können“, erläuterte der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz den Delegierten. Denn das SHK-Handwerk gehöre nicht nur zur sogenannten „KRITIS“, der kritischen Infrastruktur, sondern hätte auch über die Krise hinaus eine nach wie vor gute Auftragslage, so dass tatsächlich nur einige wenige Betriebe den für die Förderung "notwendigen" Umsatzrückgang nachweisen könnten.

Die Prämie dürfe jedoch nicht das Kriterium für eine Ausbildungsentscheidung sein, sagte Butz. „Das SHK-Handwerk hat jetzt die Chance, den benötigten Berufsnachwuchs zu gewinnen. Denn der Fachkräftemangel besteht weiterhin, daran hat Corona nichts geändert.“

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Im Fachverband Sanitär-Heizung-Klima (SHK) Baden-Württemberg sind 47 Innungen mit rund 3.300 organisierten Handwerksbetrieben des Installations- und Heizungsbaus, der Klempnerei, des Ofen- und Luftheizungsbaus sowie des Behälter- und Apparatebaus zusammengeschlossen. Als Berufsorganisation vertritt der Fachverband die fachlichen und wirtschaftlichen Interessen der Mitgliedsbetriebe gegenüber Staat, Herstellern, Großhandel und Versorgungsunternehmen. Mehr als 4.500 Lehrlinge in vier Berufen werden derzeit ausgebildet.